Ich war ja immer der Meinung, dass auf eine Alm jeder aus eigener Kraft kommen muss. So quasi als Tiroler Ehrenkodex. Das war allerdings, als wir noch kein Kleinkind zum Transportieren hatten und ich fit genug war, um eine Tour mit einem Mountainbike zu überleben. Beides hat sich im Laufe der vergangenen Jahre geändert. Kind ist da, wird jeden Tag größer und schwerer, genauso wie ich auch (bei mir letzteres). Im Urlaub habe ich außerdem festgestellt, wie gerne ich doch mit dem Rad unterwegs bin und wie sehr mir das fehlt.
So hab ich meinem Kodex in den Allerwertesten getreten, über Bord geworfen und wir haben uns ein E-Bike zugelegt. Was für eine tolle Entscheidung! Nicht nur, dass wir endlich alle gemeinsam Radausflüge machen können, auch kleinere Besorgungen lassen sich wunderbar mit dem Rad erledigen. Das ist nicht nur umwelttechnisch ziemlich gut, sondern auch sehr vorteilhaft für meine Fitness.
Und weil wir keine halben Sachen machen, war unsere Jungfernfahrt eine größere Bergrunde mit gleich drei Almen: Ganalm, Walderalm und Hinterhornalm. Eine wunderschöne Tour, alle drei Almen sind bei diesem tollen Altweibersommer einen Ausflug wert!
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Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich diese Runde ohne Motor wirklich hätte vergessen können. Auch wenn die Strecke sehr human beginnt, und wir über Gnadenwald bis Umlberg gemächlich und mit Kind plaudernd vor uns hingetreten haben, geht es dann doch einigermaßen steil aufwärts. Man wird zwar mit einer unglaublicher Aussicht belohnt, das nützt aber nichts, wenn man nur noch Sternchen sieht. Macht man allerdings dann den Motor an, verabschieden sich auch die Sternchen. Hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen, genauer E-Bike vom Mountainbike. Der Herr im Hause besitzt nämlich das Letztere; deshalb fuhren Kind und ich zur Ganalm vor und besetzten schon mal Plätze. Das war zwar nicht notwendig, weil die Alm noch leer war, aber eine sehr willkommene Ausrede.
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Die Ganalm gehört sicherlich zu den urigsten und nettesten Hütten, die ich in der näheren Umgebung kenne. Klein, ein wenig versteckt unterhalb des Weges gelegen, aber genau das macht ihren Charme aus. Das Essen ist auch nicht zu verachten, die Kaiserschmarren mit schwarzem Holunder waren der Hammer!
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Hunger war gestillt, Kind zufrieden, es konnte also weitergehen. Nach einigen weiteren Höhenmetern, Schnaufen und Stöhnen (Mann), entspanntes Lächeln, weil Motor an (ich), erreichten wir das Plateau, auf dem die Walderalm liegt. Diese ist schon landschaftlich gesehen etwas ganz Besonderes. Direkt unter dem Vomper Hausberg „Hundskopf“ gelegen, bietet es eine einmalige Rundsicht auf Teile des Karwendels. Ich kenne die Walderalm mittlerweile bei jeder Jahreszeit, finde es aber im Herbst am allerschönsten. Die klare Luft, die gelb-bräunliche Färbung der Wiesen und Bäume, die kleine Kapelle sind nach wie vor ein wunderbarer Anblick.
Um die Runde komplett zu machen, entschieden wir uns, über die Hinterhornalm den Heimweg anzutreten. Hier kann man nicht nur den spektakulären Blick über das Inntal genießen und hervorragende Kuchen essen, sondern auch die Drachenflieger und Paragleiter beim Start beobachten. Für diejenigen, die nicht aus eigener Kraft hochkommen möchten: es führt eine kostenpflichtige Mautstraße zur Alm hoch, die mit Autos befahrbar ist. Für Fahrer ohne Höhenangst, versteht sich.
Falls ihr also eine schöne Familienstrecke für den nächsten Sonntagsausflug sucht, dann seid ihr hier genau richtig. Wem die Drei-Almen-Runde zu lang ist, kann sein Fahrzeug bei der Hinterhornalm stehen lassen und zu Fuß zur Walderalm spazieren. Genauso kann man von Umlberg aus nur die Ganalm besuchen. Beeilen müsst ihr euch, wenn ihr dieses Jahr noch hoch wollt – die Sommersaison 2018 ist auf den Almen offiziell mit Mitte Oktober vorbei! Ansonsten plant es einfach für die kommende Saison ein!
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