Letztens stieß ich auf einen Artikel in einer Zeitschrift, in dem es darum ging, wie man sich schnell und effektiv entspannen kann, wenn man Stress ausgesetzt ist. „Wie gerufen“ dachte ich. Nach einem hektischen Tag im Büro, Abholen des Kleinsten und schnelles Kochen für die Großen konnte ich definitiv schnelle Entspannung brauchen. Aber um ehrlich zu sein: all diese Methoden sind sicherlich hilfreich und, helfen aber nur für den Moment. Es ist wie mit Krankheiten: bekämpfe nicht die Symptome, sondern die Ursache.
Ich persönlich glaube nicht daran, dass ein komplett stressfreies Leben möglich und erstrebenswert ist. Seien wir uns ehrlich, das wäre auch ziemlich langweilig. Allerdings ist Stress nicht gleich Stress – in der Psychologie unterscheidet man auch zwischen positivem (Eustress) und negativem Stress (Distress). Solange man Aufgaben mit Begeisterung und Freude erledigt, empfindet man positiven Stress nicht als Belastung. Negativer Stress allerdings wirkt sich sehr wohl auf Körper und Geist aus – dein Puls beschleunigt sich, du bist genervt, es reicht schon ein kleiner Funke, damit du explodierst.
Deshalb ist es notwendig, dass du die verursachenden Faktoren in deinem Leben identifizierst und nach und nach eliminierst. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, es ist ein Prozess. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass schon kleine Änderungen unendlich viel Lebensqualität bedeuten können. Vielleicht probierst du ja einen einzigen Punkt oder Verhalten aus und schaust, was das bei dir bewirkt.
Erkenne deine Stressfaktoren
Zuallererst musst du für dich erkennen, was bei dir negativen Stress auslöst. Am besten schreibst du es dir sogar auf einen Zettel. Das können Dinge sein, die du nicht auf die Schnelle ändern wirst („mein Chef treibt mich in den Wahnsinn“) oder aber wirklich Kleinigkeiten („der abgerissene Knopf an meiner Jacke nervt mich jedes Mal, wenn ich sie anziehe“). Gehe gedanklich zuerst deine Wohnung, Kleidung, Termine etc. durch und dann die schwere Kost: Familie, Arbeitsplatz, Beziehung, Freundschaften. Was regt dich denn auf in deinem täglichen Leben? Schreibe es auf die Liste – zunächst mal ohne eine Lösung – halte es einfach mal fest.
Eliminiere Kleinigkeiten
Falls auf dieser Liste nun Punkte gelandet sind, deren Lösung weniger als 15 Minuten dauert (wie zB der abgerissene Knopf) – eliminiere sie knallhart. Mach es jetzt, wenn möglich. Ist ein Termin nicht unbedingt notwendig – sag ihn ab. Stresst dich ein Anruf oder Mail, den du machen oder beantworten musst – bringe es hinter dich. Stört dich die Unordnung in deiner Umgebung – räume auf. Wenn das Chaos so groß ist, dass es länger dauern wird – räume wenigstens mal 15 Minuten auf. Du wirst in dieser Viertelstunde sehr viel schaffen und dich danach großartig und motiviert fühlen.
Stoppe Multitasking
Insbesondere Frauen sollen darin ja ganz groß sein. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch; ich persönlich reagiere allerdings äußerst genervt, wenn ich mehrere Sachen gleichzeitig machen soll. Denn das funktioniert weder im Beruf, noch zu Hause richtig gut – irgendeine Aufgabe bleibt so immer ein wenig auf der Strecke. Fokussier dich lieber für kurze Zeitabschnitte (hier wieder: 15 Minuten) auf etwas Bestimmtes und mach dann mit einer anderen Sache weiter. Fokus liegt aber immer nur auf einem Thema.
In meinem Beruf als Projektmanagerin mache ich das genauso: ich teile meinen Arbeitstag in mehrere Abschnitte ein und widme mich dann immer nur einem Projekt. Ich lege meine Meetings dementsprechend (oder umgekehrt: ich organisiere die Meetings und teile meinen Tag entsprechend auf), erledige Anrufe, Mails und alle Aufgaben, die zu diesem bestimmten Projekt gehören. So beschäftige ich mich immer nur mit einem Thema, das dafür aber zu 100%.
Miste aus
Dieses Thema taucht so ziemlich in jedem Ratgeber auf. Man könnte langsam meinen, dass eine fast leere Wohnung Seelenheil garantiert. Dem ist natürlich nicht so, allerdings hat dies durchaus einen wahren Kern: je weniger „Zeug“ in deinem unmittelbaren Umfeld ist, umso weniger potentielle Stressfaktoren gibt es auch. Umgebe dich ausschließlich mit Dingen, die dir Freude bereiten, wenn du sie ansiehst oder anfasst. Wenn es dir keine Freude bringt: bring es zum Flohmarkt, karitative Einrichtungen, etc. Vielleicht hilfst du sogar anderen damit.
Wenn es sich dabei um Dinge handelt, die nicht dir gehören, sondern deinem Partner oder deinen Kindern: ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese deinem Beispiel folgen, wenn sie merken, dass es sich gut anfühlt (außer der Kleinste, dem ist das noch egal 🙂 ). Wenn du bei dir ausmistest, schaffst du automatisch mehr Ordnung in eurem Umfeld und erzeugst damit positive Energie. Mach einfach den Anfang, die anderen werden schon folgen.
Vereinfache deine Abläufe
Mache deine Aufgaben nicht unnötig kompliziert. Wenn möglich, lass dir beispielsweise Einkäufe wie Lebensmittel, Kleidung, etc. nach Hause liefern. Auf diese Weise brauchst du die Kinder nicht anziehen, zum Geschäft fahren, hysterische Anfälle zu riskieren – beim Kleinkind oder bei dir – alles ins Auto laden und hochtragen. Vor allem für Artikel, die du mit Kindern regelmässig in grossen Mengen brauchst, bietet sich das an: Windeln, Feuchttücher oder auch Babynahrung.
Gehe gedanklich deinen Tagesablauf durch und überlege, wo du etwas einsparen kannst. Eventuell kannst du mal einen Tag von zu Hause aus arbeiten. Du kannst – wie hier schon beschrieben – einen bestimmten Tag der Woche zum „Erledigungs-Tag“ erklären und Besorgungen zusammenlegen. Dann ist dieser Tag reserviert und du brauchst dich den Rest der Woche nicht darum zu kümmern.
Identifiziere Energievampire
Du weisst und spürst ganz genau, welche Leute das in deinem Leben sind. Normalerweise handelt es sich um „schwierige“ Personen, die dir deine wertvolle Energie rauben. Personen, die ihre Probleme bei dir abladen, die sich über alles beklagen, die dir erklären, wie schwierig/unmöglich/ermüdend alles ist. Du merkst genau, dass dein Energielevel sinkt, sobald du dich mit ihnen unterhältst. Sie können überall sein: am Arbeitsplatz, in deinem Freundeskreis, selbst in deiner Familie. Vermeide jeglichen Kontakt und wenn sich das nicht bewerkstelligen lässt: versuche, diesen zumindest einzuschränken.
Hole dir Hilfe
Du musst nicht alles alleine können. Hole dir Hilfe, wenn du das Gefühl hast, du brauchst sie. Sei nicht zu stolz oder beschämt, dazu gibt es überhaupt keinen Grund. Ob das Projekte auf der Arbeit betrifft, wo dir vielleicht Detailwissen fehlt, oder ob du daheim Hilfe bei Haushalt und Kindern brauchst: frage einfach danach. Du wirst sehen, dass die meisten sehr gerne helfen. Hole dir Hilfe bei Aufgaben, die du nicht ausstehen kannst (Stichwort: bügeln), wo du dich nicht so gut auskennst (Stichwort: Steuererklärung) oder aber einfach, um zwischendurch mal Luft zu holen.
Lerne „Nein“ zu sagen
Manchmal hart, aber notwendig. Manche können es besser, andere müssen vielleicht ein wenig üben. Ich gehöre definitiv zur zweiten Gruppe, es fällt mir teilweise immer noch schwer abzulehnen, wenn ich um Mitarbeit gefragt werde. Denn selbstverständlich helfe ich gerne weiter, wenn es mir möglich ist – allerdings gibt es auch Situationen, in denen mir das NICHT möglich ist. Vielleicht geht es zu einem späteren Zeitpunkt oder ich kann an eine andere Person verweisen. Natürlich macht der Ton die Musik, aber keine Sorge: noch niemand hat mich verflucht, weil ich mal gesagt habe: es tut mir leid, im Moment geht das einfach nicht.
Fülle deine Energiereserven auf
Was tust du so richtig gern, was gibt dir frische Energie? Plane dir fix jeden Tag ein bisschen was davon ein – und seien es nur 15 Minuten 😉 Bei mir sind es folgende Dinge, die mich entspannen: Malen (es gibt ganz tolle Erwachsenen-Malbücher), Musik hören, Sport, Handarbeit – Stricken oder Häkeln, Lesen oder einfach kurz an die frische Luft gehen. Vor allem als Mama musst du gut für dich sorgen, du bist für dein Wohlbefinden und Glück verantwortlich. Wenn es dir gut geht, geht es auch deiner Familie gut.
Sei dankbar
Diesen Aspekt finde ich immens wichtig, allerdings geht das im Alltag oft unter. Sei dankbar dafür, was du hast. Sei dankbar für dich als Person, deine Kinder, deine Familie, dein Umfeld, deine Gesundheit. Das Gefühl der Dankbarkeit erzeugt auf Anhieb positive Gedanken und lenkt dich vom Negativen weg. Siehe die Personen in deinem Leben als Geschenk – ja, auch die unangenehmen: die sind die Herausforderung, an der du wachsen wirst 🙂 Nimm die Möglichkeiten, die du im Leben hast bewusst wahr und nimm sie nicht für selbstverständlich. Lerne dankbar zu sein für die kleinen Dinge im leben: mal eine Stunde Zeit für dich, Sonne, Wärme oder ein Anruf einer lieben Freundin, von der du schon lange nichts mehr gehört hast.
Was sind eure Tipps, um den negativen Stress in eurem Leben zu reduzieren? Schreib mir in den Kommentaren, ich freu mich immer darüber!
1 Comment
Lynette
Mai 10, 2018 at 7:23 pmEin sehr schöner Ratgeber. Gerade die Zeiteinteilung fällt mir noch schwer, ist aber sehr wichtig. Auch von den Energievampiren kann ich mich nicht so recht lossagen – man kennt sie ja schon so lang. Einen Tipp kann ich allerdings auch noch geben: Lass deinen Vitamin D Spiegel messen! Vitamin D wird auch das Anti-Sresshormon genannt. Es reguliert körperliche Prozesse, die wichtig für unser Stressempfinden sind (wird genauer hier beschrieben: https://www.vitaminexpress.org/de/vitamin-d). Da viele von uns viel Zeit im Büro verbringen, bekommen wir oft nicht einmal im Sommer genügend Vitamin D – vom Winter ganz zu schweigen. Ein viel zu unterschätztes Problem wenn es um Stress geht.